Notebook

Zweisprachiger Coriolanus im Shakespeare Garden

Er ist zwar ein guter Krieger, doch die Politik ist nict seine Staerke: Nachdem Caius Martius die Feinde unter dem Feldhern Aufidius geschlagen hat, wird er ''Coriolanus'' genannt und soll zum römischen Konsul werden. Doch muss er zuvor die Volkstribunen um ihre Stimmen bitten. Das sorgt für Aufruhr.
Nacgdem die ''Bremer Shakespeare Company'' am Wochenende bereits mit dem Wintermaerchen im Shakespeare Garden vertreten war, zeigte sie nun in Koproduktion mit der Gruppe ''Tiyatro BeReZe'' aus Istanbul die römische Tragödie ''Coriolanus''.
Unter der Regie Doğu Yaşar Akal haben sie sich dabei für ein besonderes Experiment entschieden: Die fünf Akteure sprechen in dem Stück abwechselnd auf Deutsch und Tğrkisch. Doch auch wer kein Türkisch beherrscht, kan dem Geschehen müholes folgen. So braucht es keine Worte, um zu verstehen, dass der Feind Aufidius gerade wütend ist - oder dass das aufgebrachte Volk in seiner Hungersnot mehr Korn verlangt. Und in Momenten, in denen doch nicht auf die Sprache verzichtet werden kann, laesst sich anhand der Antworten und Reaktionen der Figuren ableiten, was dort gerade gesagt wurde. Tatsaechlich geraet es im Laufe der Handlung beinahe in Vergessenheit, dass es zwei Sprachen sind, die dort gesprochen werden.
Doch war dies nicht die einzige Heraufsforderung, die die Produzenten hatten: Coriolanus gehört nicht gerade zu den beliebtesten Shakespeare-Stücken. ''Nur wenige kennen, die mögen es nicht'', erzaehlte Schauspieler Simon Elias im Vorgespraech mit der Dramaturgin Vanessa Schormann. Die Figuren, die alle nur ihr eigenes Ziel verfolgen, seien unsympathisch und es gebe wenig Raum für Humor. Dass sich die Ensembles dennoch dafür entschieden haben, liege an der aktuellen Thematik: Den in Coriolanus geht es um Demokratie, um Macht, aber auch um die Verantwortung des Volkes. Schwere Kost, die die beiden Ensembles in ihrer Inszenierung kurzweilig vermittelt haben. Zwei Reporter gaben immer wieder eine Einordnung in die Handlung des alten Roms. Und das Publikum durfte in der Pause selbst zur Stimmkarte greifen und entscheiden, ob sie Coriolanus waehlen würden.
An Komik mangelte es in der Inszenierung nicht: Zur heimlichen Hauptrolle avancierte dabei Menenius Agrippa (Erkan Uyanıksoy), der mit dicker Brille und Barockperücke keine Gelegenheit ausliess, mit Fistelstimme an die Geschichte des Magens zu erinnern: Denn immerhin nehme er die Nahrung auf, damit die anderen Organen gut arbeiten können. Aehnlich sollte es das hungernde Volk sehen. Besonders skurril: Zur Veranschaulichung nutzte Agrippa ein Kostüm (Rike Scimitschek), das den menschlichen Organismus mit herausnehmbaren Organen zeigte. Viel zu lachen gab es auch, als er eine Rede übersetzen sollte und sich dabei skurriler Pantomime bediente.
Überhaupt arbeitet die Inszenierung mit vielen choreographischen Elementen, die mal für Slaptsick, mal für Tragik sorgen - sei es im Protest, im Kampf oder im Tod.

Natalie Urbig
29.06.2021